Eine sehr abwechslungsreiche Saison mit vielen tollen Flügen (2o23/24)
Die Saison begann noch etwas mit angezogener Bremse. Jedenfalls gab es zunächst noch keine Flüge mit 4stelliger Kilometerzahl. Für diese Saison (anders als in der vorangegangenen) war charakteristisch, dass es sehr viele Tage mit sehr unterschiedlichen Fluggebieten gab. Schon im November konnten tolle Flüge an der „Kante“ durchgeführt werden. Da gab es zwar keine ausgeprägte Konvergenz, aber es ließ sich gut dort fliegen.
Ebenso war der Nordosten wieder Ziel. Epukiro und das Knie wurden anvisiert. Aber auch Flüge nach Südwesten etwa nach Lendepas waren möglich. Das sorgte für viel Abwechslung. Insgesamt kamen auch Tage vor, an denen zunächst im Blauen weit nach Osten bzw. Nordosten geflogen werden musste, um an die Wolken zu gelangen, aber dies waren nur einige wenige Tage und meist war der abendliche Rückflug wegen der hohen Basis recht komfortabel.
Ganz etwas Besonderes waren einige Flüge, die praktisch über der Namib durchgeführt wurden. Da konnte am Horizont der weiße Streifen des Küstennebels gesehen werden. Meist steht die „Linie“ nach Süden östlich der größten Höhen des Escarpments, aber im November fand sie sich viel weiter westlich, quasi über dem roten Sand der Namib-Wüste. So soll hier der letzte Flug von Sebastian Eder und Andreas Lackner erwähnt werden, bei dem Sebastian weit in die Wüste hineinglitt und entsprechend wieder zurück ans Escarpment flog (s. OLC-Ausdruck).
Gut überlegt haben die beiden EB-Piloten, wie weit dies ohne zu großes Risiko geschehen konnte, immerhin mussten sie wieder Anschluss an den Wolkenaufreihungen am Escarpment finden.Der Einstieg in die Thermik am Escarpment war recht mühsam, weil es dort immer sehr verwirbelt ist und die Thermik nur schwer zentrierbar. Aber der unheimlich schöne Anblick der Wüste und der Küste am Horizont lohnt diese Anstrengung. Das erlebt man nicht alle Tage! Der Flug erreichte auch noch mal über 1.000 km. Und so war am Abend ein großes Strahlen bei den beiden Piloten zu sehen.
In der zweiten Hälfte gab es immer mal wieder ein paar Tage, die kaum zum Fliegen geeignet waren (Gewitter, Regen und Sandsturm stattdessen). Leider (aus Sicht des Farmers) gab es nicht genug Regen für die Landschaft und die Versorgung der Schafe und Rinder (aus Sicht der Segelflieger war das für die Flugbedingungen allerdings positiv). Da wurde ab und an eine Game- Tour angesetzt, bei der alle einen Einblick in das Leben der Kalahari bekommen konnten.
Etwas Statistik am Ende: 39 Pilot*innen erflogen 299.432 km mit 318.369 Punkten (OLC) und dazu gab es 410 Flüge. 62 Flüge waren größer als 1000 km, einmal gab es sogar 1300. Alles blieb unfallfrei und weitgehend störungsfrei. Auch wenn es ein paar Tage mit sehr anspruchsvollen Bedingungen gab. Aber das umsichtige und professionelle Verhalten der Piloten trug dazu bei, dass alles problemlos bewältigt werden konnte. Das macht Lust auf mehr…
Segelfliegen im Paradies - Namibia
Johannes Stöckl berichtet im Folgenden von seinem ganz besonderen Pokweni-Aufenthalt.
Namibia, der Traum eines jeden Segelfliegers, 5 Meter Bärte, Konvergenzen bis zum Horizont und lange Endanflüge mit Landungen zu Sunset. Seitdem ich mit dem Segelfliegen begonnen habe, war mein Traum, einmal in Namibia zu fliegen. Dass ich schon ein Jahr nach meinem Scheinerhalt die Möglichkeit dazu bekommen habe, davon hätte ich nicht einmal zu träumen gewagt.
Am 28. August 2022 bekam ich einen Anruf von einer unbekannten Nummer. Zuerst war ich skeptisch, ob ich überhaupt abheben soll, weil es wahrscheinlich nur eine von diesen dutzenden Umfragen ist. Ich ging doch ans Telefon und es sprach eine Stimme „Hi Johannes, ich würde dich gerne für zwei Wochen nach Namibia einladen mit mir im Doppelsitzer mitzufliegen!“ Ich bekam also die Möglichkeit, aufgrund meiner Platzierung in der sis.at, mit Georg Kirchner in Namibia segelzufliegen, wahrscheinlich war das der schönste Tag im Jahr. Von da an war für mich klar, es gibt nur eine Option, eine Freistellung von der Schule für die ersten beiden Novemberwochen einzuholen und die restliche Organisation zu erledigen, um alles unter Dach und Fach zu bringen.
Jetzt war es fix, wir flogen am 29. Oktober von Wien über Frankfurt nach Windhoek und nahmen uns ein Mietauto, mit dem es über knapp 200 km nach Süden über die typischen gravelroads nach Pokweni ging. Schon bei der Anreise sahen wir etliche Giraffen, Springböcke und Oryx-Antilopen und konnten die Wildnis Afrikas hautnah erleben. Dort angekommen fühlte ich mich sofort wie zu Hause, wunderschöne Landschaft, gutes Essen, Swimmingpool und jede Menge netter Leute.
Aufrüsten
Pokweni-Farm
Schildkröte am Flugplatz
Nun zum fliegerischen Teil, vorab möchte ich aber noch ein paar Gedanken teilen. Segelfliegen in Namibia ist unzweifelhaft schön und bringt außergewöhnlich gute Bedingungen mit sich mit schon fast surrealen Schnittgeschwindigkeiten, jedoch sollte man sich auch gewissen Dingen bewusst sein. Man fliegt mitten über der Wüste und es gibt oft über weite Strecken keine bis wenige Außenlandemöglichkeiten. Falls es doch dazu kommen sollte, ist es immer wichtig, genügend Wasser bei sich zu haben, denn dein größter Freund, die Sonne, kann sich schnell zu deinem größten Feind entwickeln. Möglicherweise ist eine Übernachtung in der Wüste damit verbunden und es gibt eventuell keine Möglichkeit zu telefonieren, weil es gar keinen bis extrem schlechten Handyempfang gibt.
Pünktlich zu Saisonbeginn am 1. November starteten wir den ersten Flug im Nimbus 4DM mit querenden Springböcken beim Start und ich merkte sofort, das ist eine andere Dimension. Basis bis über 5000 m und Steigwerte, die um ein Vielfaches höher sind als in Europa. Nach einem ersten Eingewöhnungsflug absolvierten wir wunderschöne Streckenflüge meist zuerst Richtung Nordosten, nach Gobabis und dann entlang der Konvergenz parallel zur Grenze zu Botswana und wieder retour. Einmal gelang es uns sogar, bis nach Botswana hineinzufliegen und den sich über hunderte Kilometer von Nord nach Süd erstreckenden Grenzzaun zu besichtigen.
Doch die technischen Zwischenfälle blieben leider nicht aus und so geschah es, dass am dritten Tag beim Start die Motordrehzahl plötzlich um 1000 RPM abfiel, also wurde es nur ein Flug im Gleitwinkelbereich von Pokweni. Nach der Landung stellte sich heraus, dass das Verbindungsstück zwischen Abgaskrümmer und Auspufftopf gebrochen war. Alles war nur halb so schlimm, denn am Folgetag war sowieso kein Flugwetter und wir verbanden unsere Reparatur mit einem Ausflug nach Bitterwasser, um das Ersatzteil abzuholen.
Nachdem das Flugzeug wieder intakt war, ging die Streckenfliegerei weiter. Jeder Flug war ein Abenteuer, besonders aufregend war für mich der Waldbrand mitten in der Kalahari, was für Namibia aufgrund des geringen Niederschlags und der Hitze aber nichts Außergewöhnliches ist. Weiter musste ich schmunzeln als Wolfgang gerade gelandet war und im Funk mitteilte „Da ist eine Schlange bei meinem Flieger“, ich dachte mir nur, das ist Afrika pur.
Emma, die Haushündin
Nach der Landung im 4DM
Endanflug mit langen Schatten der Dünen am Boden
Speziell der Abschlussflug war ein besonderes Erlebnis, denn es ging schon in der Früh recht stark und hoch los, was eher untypisch ist, denn anfangs ist die Basis meist nicht höher als 1000 m AGL. Wir flogen wieder zuerst Richtung Gobabis und anschließend nach Süden einer Konvergenzlinie entlang mit Stundenschnitten bis über 170 km/h zwischen CB´s und Schauern im Osten und stabiler, blauer Luft im Westen. Nach der Landung konnten wir dann den Abend bei köstlichem Essen ausklingen lassen.
Abschließen möchte ich mit einem großen Dankeschön an Georg Kirchner und seine Frau Renate sowie an Jos, den Farmer und Annalie, die uns immer schmackhaft bekocht hat. Danke auch an meine Eltern und Großeltern für die Unterstützung und natürlich an Axel für die perfekte Flugbetriebsleitung und die gute Unterhaltung. Die Beherbergung war wirklich einzigartig, und ich war fast ein bisschen traurig als für mich der Urlaub zu Ende war, jedoch hoffe ich, eines Tages wieder zurückzukehren.
Kurz vor Sonnenuntergang
Nach der Landung die ganz besondere Stimmung beim Sonnenuntergang
Der Flugplatz
Der Flugplatz besteht aus der knapp 2,7 km langen Bahn (Richtung: 35 bzw. 17) und der Pfanne (Richtung: 23 bzw. 05). In Verlängerung der Startbahn 35 findet sich eine 50 m breite und 1400 m lange Notlandebahn, so dass bei einem etwaigen Motorausfall eine Landung geradeaus problemlos möglich ist. Pokweni liegt in einer Höhe von 1.250 m und hat die Koordinaten S 23° 39' 00'' E 17° 43' 48''. Gestartet wird normalerweise auf der 35. Das Besondere der Starts auf der 35 ist, die hohe Festigkeit der Pfanne, die völlig hindernisfrei und vollkommen ohne Steine eine schnellere Beschleunigung ermöglicht. Bei starkem Wind aus der entsprechenden Richtung können die Einsitzer auch schon mal auf der 05 bzw. der 23 starten. Zur Landung stehen alle Bahnen zur Verfügung, bevorzugt wird abends oft die 05. Auch wenn die Pfanne mal nach einem großen Schauer voll Wasser gelaufen ist, ist das Fliegen in Pokweni kein Problem. Gestartet und gelandet wird dann auf der langen Bahn (35 bzw. 17) und über einen Bypass werden die Flugzeuge vom Schattennetz dorthin gebracht. |
Schattennetz schützt vor der Sonne
Seit nun schon mehr als zehn Jahren gibt es ein Schattennetz, unter dem die Flugzeuge stehen können.
Dies ist für die Flugvorbereitung sehr praktisch. Nimmt das Schattennetz doch etwa 60 % der Sonnenstrahlung auf. So können die Piloten in aller Ruhe alles Notwendige erledigen - im Schatten.
Natürlich sind auch die Flugzeuge auf diese Weise besser vor der UV-Strahlung geschützt.
Im Herbst 2018 wurde das Schattennetz noch einmal um 60 m verlängert,
so dass jetzt wirklich für alle Flugzeuge Platz ist. Insgesamt sind es
jetzt 330 m Schattennetz.
Luftraum aktuell
Inzwischen haben sich die Luftraumstrukturen in Namibia gefestigt und es gibt einen klaren Rahmen. Grundlage ist das Segelfluggebiet (Gliding Area) , das bis zu FL 195 reicht und in dem ab FL145 der Transponder benutzt werden muss. Außerdem die TMZ Kiripotib, die auch mit Transponder beflogen werden muss im Höhenband von FL100 bis FL145.
Was jetzt wieder möglich ist, ist das Verlassen des Segefluggebietes nach Norden bis zu FL 145 (Achtung!). Mit etwas Umsicht lassen sich dadurch schöne Flüge gestalten.
Vom Einflug nach Botswana wird abgeraten wegen des unkalkulierbaren Risikos im Falle einer Außenlandung. Der Südafrika-Zipfel bis zum Lendpas ist befliegbar bis FL 195.
Genaue Einzelheiten finden sich auf der Seite der SSN (Soaring Society Namibia). Dort finden sich alle Angaben und auch Dateien zum Herunterladen (s. Links).